Zwischen Henschel und Hochschule, Jubiläum und Alltäglichem: Die Universität Kassel wird 50! – am Kiosk treffen sich Arbeit und Freizeit, Bedürfnis und Bildung, Industriegeschichte
und Hochschulgeschichte…
Die Universität Kassel begeht 2021 ihr 50-jähriges Jubiläum. Aus diesem Anlass hat sich das Seminar „Stadterneuerung/Konversion“ des Fachbereichs Architektur, Stadt und Landschaftsplanung ein Semester lang mit der Geschichte des Universitätsstandorts am Holländischen Platz beschäftigt. Dieser ist Teil der städtebaulichen, stadtplanerischen Umwandlung des ehemaligen Areals der Fa. Henschel. Am Eingang zu diesem Areal stand vor 100 Jahren ein Kiosk. Vor 50 Jahren begann an dieser Stelle die Transformation des Industriegebiets zu einem Hochschul-Campus und das „K10“, Verwaltungsgebäude der Henschel-Werke, wurde – bis 2016 – zum Hauptgebäude des Fachbereichs ASL. Kioske prägten den Alltag zwischen Arbeit, Wohnen, Freizeit und Stadt. Sie sind Schlüssel-Orte für die Verknüpfung von Universität und Stadt, Geschichte und Zukunft und dienen uns nun zur Vermittlung von Geschichte: an diesen ganz besonderen Orten, eben nicht im „akademischen Elfenbeinturm”, möchten wir die Seminar-Ergebnisse präsentieren:
Die Stadt Kassel hat eine lange und ausgeprägte Industriegeschichte von über 200 Jahren vorzuweisen. In diesen 200 Jahren kam es immer wieder zu starken Einschnitten, die die Industrie Kassels maßgeblich veränderten. Fester Bestandteil der Kassler Industrie ist bereits seit Mitte des 19. Jahrhunderts die Eisenbahnindustrie sowie die Rüstungsindustrie. Die Industriegeschichte prägt bis heute die Kassler Industrielandschaft. Nach wie vor ist die Rüstungsproduktion, als auch die Produktion von Zügen ein Teil der heutigen Industrie.
Zeit um gemeinsam auf die Anfänge und dem Standort am Holländischen Platz zurückzublicken.
Mit dem Beschluss des Landtags im Jahr 1970 fiel der Startschuss für die Errichtung der Gesamthochschule Kassel (GhK). Bereits ein Jahr später, am 26.Oktober 1971, begann im Wintersemester 1971/72 der Lehrbetrieb mit 2.913 Studierenden im kurzfristig errichteten "Aufbau- und Verfügungszentrum" (AVZ) an der Heinrich-Plett-Straße 40 in Kassel-Oberzwehren. Der Hauptstandort der GhK sollte nun in unmittelbarer Nachbarschaft zum AVZ, auf einem ehemaligen Truppenübungsgelände in der Dönche, entstehen. Jedoch entschied sich der Hessische Landtag gegen diesen ursprünglichen Plan. Stattdessen wählte man das Areal der Firma Henschel am Rande der Nordstadt, welches bereits seit Anfang der 70er Jahre von der Firma aufgegeben wurde.
Kioske begegnen uns tagtäglich im Alltag - und doch sind sie oftmals eher unscheinbar und unbeachtet. Dabei sind die sogenannten “Büdchen” oder “Trinkhallen”, wie sie im Ruhrgebiet bezeichnet werden, bereits seit vielen Jahren fester Bestandteil von Stadt und aus der Stadtkultur nicht wegzudenken.
Wie die Bezeichnung “Trinkhalle” bereits vermuten lässt, lag der Ursprung ihrer Funktion darin, Trinkwasser auszuschenken. Diese hängt eng mit der Ansiedlung der Schwerindustrie zu Zeiten der Industriellen Revolution zusammen. Im Laufe der Zeit transformierten sich die Kioske und erweiterten die Funktionen, das Warenangebot und Nutzungsansprüche stetig. Wie sich seine Entwicklung vollzogen hat wird anhand von Kiosk-Epochen aufgezeigt.
Am Dienstag, den 13. Juli 2021, werden wir im Rahmen des jährlichen Rundgangs des Fachbereichs Architektur - Stadtplanung - Landschaftsplanung der Universität Kassel zwischen 12:00 - 18:00 Uhr eine ‘Kioskroute’ bespielen. Am Goethe Pavillon befindet sich die Endstation der Route, wo wir dazu einladen, bei regionalem Kaffee und entspannter Musik über den Zukunftskiosk zu sprechen.
Was braucht und kann der Kiosk der Zukunft? ... Wie sieht der Kiosk der Zukunft aus? ... Wo befindet sich der Kiosk der Zukunft?
1. „K10“: Am Campus Holländischer Platz, vor dem ehemaligen Verwaltungsgebäude der „Henschelei“, an einem ehemaligen Standort eines „Wasserhäuschens”.
2. Verkaufspavillon am Hauptbahnhof: ein immer noch aktiver Kiosk und architektonisches Highlight an einem urbanen Durchgangsort.
3. Pavillon in der Goetheanlage: der am westlichen Stadtrandgelegene, ehedem als Kiosk/Verkaufsstand genutzte Pavillon wird durch Nachbauten kurzfristig ‚reaktiviert‘ und soll, einstiger Zielort des Freizeitvergnügens, als Kommunikationsort neu in Wert gesetzt werden.
Betreuung:
apl. Prof. Dr. habil. Harald Kegler
Dr. Wiebke Reinert
Charlie Bosch
Kerstin Deckers
Franziska Hedderich
Finja Kramer
Bastian Kuczera
Markus Nüsse
Myriam Pregizer
Theresa Reis
Johann Taillebois
Annika Wärncke